15.11.2020 bis 01.01.2021
ABGRILLEN 2020
Eröffnung 14.11.2020 um 19Uhr
Fanny Josefine Dehnkamp alias Polly Ost, Patricia Martsch & Daniel von Bothmer
Kuratiert von Marlene Bart & Jean D. Sikiaridis
Fanny Josefine Dehnkamp alias Polly Ost, „Thüringen2020“, Digitalfotografie, Maße variabel, 2020 | Foto: Casper Rehlinger, digitale Bearbeitung: Julian Larger
Fanny Josefine Dehnkamp alias Polly Ost ist aktuell Diplomandin an der Bauhaus-Universität in Weimar und studierte dort bei Liz Bachhuber, Jana Gunstheimer, Christin Hill und Björn Dahlem. In ihrer multimedialen Praxis bedient sie sich popkulturellen Elementen und Phänomenen wie Instagram, Drogen, Digitalität, Sexualität, Religion, Anime oder Hentai.
Als „Königin des Trash“ oder „Knechterin der Toys“ bricht sie mit den Konventionen des Kunstmarktes und erschafft immer neue Identitäten und Projekte wie Pink_viagra, lil sexy Jesus oder Polly Ost.
Patricia Martsch, „Das frischgebackene Paar in seinem neuen Wohnzimmer“, Rauminstallation (fünf Videoarbeiten, Möbel, Haushaltsgegenstände, Objekte, skulpturale Elementen, Perücken, Greenscreen Wand, Webcam, Kostüme und Bilder), Maße variabel, ca. 30m2, 2019
Patricia Martsch studiert Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig bei Hartmut Neumann und Candice Breitz. In ihren künstlerischen Arbeiten befinden sich intimes Innenleben und äußere Gepflogenheiten im Konflikt. Ängste und Gefühle kämpfen Befreiungskämpfe mit Normen und Rollenbildern. In ihren raumgreifenden Installationen und Videos legt sie offen, wie wenig sich eine tiefe und emotionale Welt von Sehnen, Lieben, Fehlen, Bedürfen und Abhängen hinter Klischees und Vernunft und Kultur und Kostüm verstecken lässt oder wie Öffentliches gerade durch Intimes oftmals erst geformt wird; wie sich Letzteres im Ersten versteckt und sich einen Weg in die Form und somit nach oben bahnt. Häufig verwendete Figuren sind die Mutter und das Kind, das Liebespaar, das aus Mann und Frau besteht, das Pferd und der Hund; sie tauchen in Videos, skulpturalen Elementen und Performances auf. Humor, Scham und Irritation sind hier das Bindemittel. Trotz vermeintlichen Tiefsinns haben die Installationen der Künstlerin auch das Potenzial zum „einfach nur Spaß machen“ und sind somit geeignet für die ganze Familie.
Daniel von Bothmer, „REAL ESTATE 2020“, Raum- und Soundinstallation, Städtische Galerie Bremen, 2020, Fotorechte: Jens Weyers
Daniel von Bothmer, geboren in Bremen, studierte von 2009 – 2018 an der Kunsthochschule Kassel. Seine künstlerische Arbeit umfasst neben raumgreifenden Installationen – die durch die Verwendung von unterschiedlichen künstlerischen Medien und Techniken – zu komplexen skulpturalen Raumszenarien zusammengefügt werden, eine Vielzahl von Zeichnungen, Comics und Animationsfilmen.
Seine Installationen sind einerseits berührend schön, andererseits schmerzhaft entgrenzt. Immer wieder lässt uns der Künstler mit einer Mischung aus widersprüchlichen Gefühlen und Gedanken zurück. Indem er eine poetische und oft symbolische Sprache anwendet, schafft er mit alltäglichen, wiedererkennbaren Elementen eine unmittelbare Situation, in der die BetrachterInnen mit der Konditionierung ihrer eigenen Wahrnehmung konfrontiert werden.
So hinterfragt sein Werk auch die Zwanghaftigkeit, die sich aus einer vermeintlich tieferen Bedeutung und der oberflächlichen ästhetischen Erscheinung eines Bildes ableitet. Indem er eine objektive Wahrheit und global-kulturelle Erzählungen hinterfragt, schafft er oft mehrere Werke auf einmal, auf denen sich scheinbar gerade entstandene Gedanken manifestieren nur um sich direkt wieder aufzulösen: Noten werden vergeben und dann wieder durchgestrichen, “Fehler” werden wiederholt.
Seine Werke erscheinen als traumhafte Bilder, in denen Fiktion und Realität aufeinandertreffen, bekannte bildliche Ausdrücke verschmelzen und Sinnzusammenhänge in Kurzschlüsse umgewandelt werden.
Gefördert aus Mitteln der Atelier- und Projektraumförderung des Kulturbüros der Landeshauptstadt Hannover. Die Atelier- und Projektraumförderung wird gefördert durch die STIFTUNG Sparda-Bank Hannover und der Dr. Christiane Hackerodt Kunst- und Kulturstiftung.