OUT OF THE BLUE
| Katja Felle

Hannover | DE – 2018

 

16.11. – 24.12.2018

In ihrer Serie von Aquarellen thematisiert Katja Felle ein zentrales Thema unserer Gesellschaft – Kommunikation, Dating und Liebe im digitalen Zeitalter. In ihren Arbeiten hinterfragt sie, basierend auf ihren persönlichen Erfahrungen, Kommunikation und emotionale Beziehung in der zeitgenössischen Gesellschaft. Ausgangspunkt sind empfangene Nachrichten oder Fragmente aus ihren Dialogen in sozialen Netzwerken.  Die traditionelle Technik des Aquarellierens wird in der bildenden Kunst häufig als ein Medium gedeutet, das eine Grundlage oder Skizze für Gemälde bildet. Katja Felle begreift das Aquarell als anspruchsvoll und schwierig zu kontrollieren. Durch die flüssige Konsistenz der Farbe behält das Wasser die volle Kontrolle. Schnell erscheint das Aquarell verträumt oder kitschig und wird oft als sehr feminine Technik beschrieben. Ihre Nähe zum Medium der Malerei ist nicht zu übersehen. 

In der zeitgenössischen Kunst ist die Wahl dieses Mediums selten und eine Ausnahmeerscheinung. Sie wählte aber ebendieses Medium wegen seiner verschwimmenden und verblassenden Anmutung und sieht darin eine nahe metaphorische Verbindung zur virtuellen Welt, die sie als „opposition of haptic reality“, Gegenpart zur haptisch orientierten Realität beschreibt. Sie reflektiert Informationen, Gesellschaft und die virtuelle Welt, die uns eine andere Kommunikation mit verschiedenen und mehr Möglichkeiten erlaubt. Je weniger Kontakt zur Realität besteht, desto mehr können sich Imagination und Erwartungen entfalten. Das Internet erlaubt uns neue Möglichkeiten und Erfahrungen zu erkunden mit dem immerwährenden Gefühl, dass noch etwas besseres und aufregenderes auf uns wartet. Wenn die Realität unsere Erwartungen nicht erfüllt, können wir immer noch in die virtuelle Welt fliehen. Diese neue Ära erlaubt uns Anonymität, Akzeptanz und neue unkonventionelle Formen der Begierde. Das Internet gestattet zudem eine Performativität, die in der analogen Welt Auslöser für gesellschaftliche und soziale Krisen sein kann. Katja Felles Arbeiten thematisieren den Moment der Enttäuschung – nicht realisierbare Erwartungen an eine Beziehung und eine Ende, das der Anfangssituation – dem Chat – entspricht: herbe und pathetische Statements. Social Media bietet uns verschiedene Optionen für eine kontinuierliche Optimierung unserer Person an; oberflächliche Informationen durch Fotos, Beschreibungen von Hobbys und Interessen. Diese Informationen werden vom User selbst bestimmt und präsentieren eine idealisierte Version oder Vision unserer Selbst. Die Person auf der anderen Seite entwickelt Illusionen, Projektionen und Sehnsüchte auf und für sein oder ihr Gegenüber. Kommt es zu einem tatsächlichen Treffen und der Überführung der Online-Kommunikation in die Realität ist die Enttäuschung manchmal groß. Man braucht mehr Informationen um die ursprüngliche Illusion aufzulösen. Von hier an entspringt die Angst der Konfrontation – „If I do not like it, I will not waste my time, I will go ahead.” – schließt sich ein Fenster, öffnet sich ein neues.  Das Internet kreiert neue Wahrnehmungen von Gesellschaft und Beziehungen. Werden romantische Erwartungen nicht sofort befriedigt, entsteht ein Loch und das Bedürfnis dieses aufzulösen, denn wir können sofort nach neuen Möglichkeiten für Abenteuer und Glück greifen. 

 

Die Verbindung dieses Themas und des Mediums Aquarell symbolisiert auch einen Geschmack – „süß“ – das Gefühl und der Geschmack des Aquarells, der Romanze, der Erleichterung und des Verblassens.

Der Hauptfocus in Katja Felles Arbeiten liegt in „disturbance in communication“, ein Thema zu dem sie seit 2011 arbeitet und recherchiert. Der Titel der Ausstellung „Out of the Blue“ ermöglicht verschiedene Assoziationen: Die Veränderung eines Zustandes, das blaue Licht des digitalen Screens und das Gefühl von „feeling blue“.

 

KATJA FELLE absolvierte das Studium der Malerei an der Akademie für Bildende Künste und Design, der Universität von Ljubljana, Slovenien, in 2011. Sie absolvierte 2015 das „university study programme“ vor der Bologna Reform. Seit 2017 studiert sie den Master am Institut für Kunst im Kontext, Universität der Künste Berlin, Deutschland. 2013 war sie Artist-in-residence in Schafhof – Europäisches Künstlerhaus Oberbayern, Freising, Deutschland. Seit 2015 leitet sie ein partizipatives Projekt: Stop-Sew-Reset im Carinthian Intergenerational Center am Ravne na Koroškem, Slovenien. Ihre Arbeiten wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen in Slovenien, Österreich und Deutschland gezeigt. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin, Deutschland.

 

Kuratiert von Marlene Bart & Jean D. Sikiaridis – TURBA Gallery, Hannover

 

 

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Gefördert aus Mitteln der Atelier- und Projektraumförderung des Kulturbüros der Landeshauptstadt Hannover.
Die Atelier- und Projektraumförderung wird gefördert durch die STIFTUNG Sparda-Bank Hannover und der Dr. Christiane Hackerodt Kunst- und Kulturstiftung.

           

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