27.04.- 27.05.2018
„It is only the confession that enables us to recognize preconsciously what the repressed feelings and ideas once meant and what they still mean for us, thanks to the indestructibility and timelessness peculiar to the unconscious processes. By the confession we become acquainted with ourselves. It offers the best possibility for selfunderstanding and self-acceptance.“ Theodor Reik, The Compulsion to Confess
“What I call art is an experimental process that includes a diversity of formats, methods, and truths, committed to reaching some kind of bottom or peak – to investigate the human. It is emotional realism. It is professional failure. It is the overdose of honesty to subvert dichotomies like public / personal or aesthetic / functional.” János Brückner
Über die Ausstellung, First-person substitution in der TURBA Gallery schreibt János Brückner:
Viele Präsentationsformen von Kunst bedingen eine Separation von Künstler und Rezipienten. Das Hinterfragen des unberührbaren Kunstwerkes in der klassischen „White Cube Situation“ bildet einen Schwerpunkt meiner künstlerischen Auseinandersetzung. Viele Arbeiten, die ich für Ausstellungen konzipiere sind Versuche Strukturen aufzubrechen und die elitäre Erwartungshaltung an den White Cube in Frage zu stellen. Zentral ist dabei, das Einbeziehen der Rezipienten, um diese Reflektion auf subjektive Art und Weise erfahrbar zu machen.
Die Ausstellung „First-person substitution” betrachtet das Verhältnis von Künstler und Rezipienten unter drei Aspekten:
Durch einen roten Teppich werden die Besucher in die Ausstellung geleitet. Dieser führt sie zu einem „Backdrop“ und lädt sie ein, dort Fotos und Selfies von sich zu machen.
Diese Situation erinnert an Filmpremieren aus Hollywood und versetzt den teilnehmenden Rezipienten in den Glauben selbst reich und berühmt, selbst Star zu sein. Doch der Schein trügt, denn es gibt zwei wesentliche Unterschiede. Der Hintergrund ist nicht mit Firmenlogos bedeckt, sondern mit persönlichen Elementen, die an Logos erinnern und die Existenz eines spezifischen Individuums in Frage stellen.
Doch wer ist dieses Individuum? – Das bin ich. Denn meine künstlerische Arbeit setzt sich mit dem Recht am eigenen Bild auseinander. Meiner Meinung nach, habe ich nicht das Recht jemand anderes abzubilden oder zu präsentieren als mich selbst. Meine Identität wird im Kontext der Ausstellung zur Projektionsfläche für die Besucher und damit transparent und zugänglich. Durch sie kann jeder Besucher in den verschiedenen Elementen Teile von sich selbst wiedererkennen und finden.
Ausgehend davon ist die zweite Schlüsselkomponente der Ausstellung ein Selbstportrait. Dieses Selbstbildnis begegnet den Besuchern in Form von Masken, die zum Anprobieren, Tragen und Spielen bestimmt sind.
Der dritte Aspekt thematisiert die kollektive Neugier und gibt den Besuchern in Form eines Spieles die Möglichkeit gemeinsam Teil einer künstlerischen Arbeit zu werden. Zunächst ist nur eine großformatige, weiße Fläche zu sehen, auf der eine Reihe von Quadraten abgebildet ist. Diese Quadrate enthalten Zahlen und die Besucher werden ermutigt, Stempel zu verwenden, um so viele Likes wie die Zahl angibt in das Quadrat einzufügen. Sind die Besucher neugierig genug und arbeiten effektiv zusammen, wird am Ende der Ausstellung ein Bild zu sehen sein. Falls nicht, bleibt das Bild verborgen oder zeigt einen Zwischenstand. Neben dem dargestellten Motiv wird insbesondere auch die Aktivität der Besucher abgebildet.
Diese Ausstellung versteht sich als ein experimenteller Schaukasten, der von seinen Besuchern bespielt, ausprobiert und ergänzt werden kann. Des Weiteren funktionieren die Arbeiten in Ihrer Gesamtheit wie leere und postdigitale Steckbriefe auf denen die persönlichen Fakten nur als Leerstellen angegeben sind. In diese Leerstellen kann das Subjekt – die Person – der Rezipient eingesetzt werden.
„First-person substitution“ ist eine Einladung in den Möglichkeitsraum der alternativen Ich-Erzählungen einzutauchen und diesen zu erkunden.
János Brückner absolvierte sein Studium an der Universität der Künste in Budapest im Fach Malerei (2012) und an der Eötvös Lóránt Universität Budapest in den Fachbereichen Linguistik und Literatur (2011), seit 2016 studiert er den postgraduierten Master Studiengang “Kunst im Kontext” an der Universität der Künste Berlin. Er war “research artist” im Newcastle University’s Culture Lab, Digital Media Department und “artist in residence” im FUTURA Contemporary Art Centre Prague (2013), im studio “das weisse haus”, Wien (2015), im MuseumsQuartier Wien (2015), in der Gallery Municipal, Lisboa (2016) und im Accademia d’Ungheria, Rom (2017). Seine künstlerische Arbeit wurde ausgezeichnet durch: das Ludwig Stiftung Stipendium (2011), das K&H Bank Stipendium (2012), das Derkovits Stipendium (2013, 2014, 2015) und den Smohay Prize(2016).
Kuratiert von Marlene Bart & Jean D. Sikiaridis – TURBA Gallery, Hannover
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